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   Donnerstag, der 28.03.2024  

1994 Person in Klärschacht

Am 26. Juli 1994 stürzte ein Familienvater in einen Klärschacht. Durch eine aufwendige Rettungsaktion konnte er gerettet werden.




Personenrettung aus Klärschacht
Dienstag, 26.07.1994


Temperaturen von über 30°C machten auch diesen Dienstag im Juli 1994 zu einem heißen Sommertag. In Vorbereitung auf den bevorstehenden Urlaub führte ein 2-facher Familienvater Reinigungs- und Wartungsarbeiten am Abwassersystem auf seinem Grundstück durch. Dazu war es nötig, auch in einen Klärschacht zu klettern, um die dort installierte Pumpe zu warten. Vermutlich war es die Kombination aus Hitze, Anstrengung und Faulgasen, die ihn nach einiger Zeit bewusstlos werden ließen. Dabei stürzte der Mann bis zum Boden des Klärschachtes und blieb mit dem Oberkörper in einem Querschacht liegen.

Gegen 14:00 Uhr wurde die FF Bad Doberan über FME (Funkmeldeempfänger) und Sirene zur Personenrettung in den Bad Doberaner Doberweg alarmiert. Wir bekamen die Meldung, dass eine Person in einer Klärgrube festsitzen würde und man eine Leiter benötige, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Etwas amüsiert über diese, zugegeben etwas kuriose Meldung, rückten wir mit ELW I und TLF 16/25 aus. Bereits auf der Anfahrt wurde uns der Ernst der Lage allmählich klar. Auf die Nachfrage unseres Einsatzleiters an die Leitstelle, ob denn schon ein Rettungswagen alarmiert sei, wurde dies mit dem Hinweis bestätigt, dass RTW und NEF bereits vor Ort seien. Schlagartig wuchs die Anspannung und jedem von uns wurde der Ernst der Lage bewusst.

Am Einsatzort angekommen eilten wir mit Fangleinen ausgerüstet auf das Grundstück. Wir sahen die Besatzungen von RTW und NEF um einen Schacht herum knien und auch die Kinder, die nun völlig aufgelöst auf die Rettung ihres Vaters warteten. Wir verschafften uns sofort einen Überblick und konnten am Boden eines ca. 3 m tiefen Klärschachtes mit einem Durchmesser von ca. 80 cm den Verunglückten erkennen. Das Abwasser stand etwa 30 cm hoch. Ein Kollege des Rettungsdienstes war zu ihm hinab gestiegen, um seinen Kopf zu stützen, damit dieser nicht noch mehr Abwasser verschlucke und einatme.

Die Situation war eindeutig. Die Rettung musste sofort erfolgen, es ging um Sekunden und wir hatten keine Zeit, weitere Hilfsmaterialien aufzubauen. Ein Kamerad legte sofort Helm, Jacke, Gurt und Handschuhe ab, nahm sich ein Ende einer Fangleine und löste umgehend den Kollegen vom Rettungsdienst ab.
Der Abstieg war anfangs einfach, doch am Boden des Schachtes gab es kaum genug Platz für den Verunglückten und der Kamerad hatte Mühe einen sicheren Standpunkt zu finden. Die Beine des Verunglückten hatten sich in den Steigeisen des Schachtes verfangen und ragten nach oben. Der Oberkörper steckte in dem am Boden befindlichen Querschacht. Zunächst war es wichtig, den Kopf des Mannes mit einem Arm weiter hoch zu halten. Mit dem zweiten Arm wurde die mitgeführte Fangleine um den Oberkörper des verunglückten gebunden. Die Kameraden außerhalb des Schachtes zogen nun die Fangleine etwas an. Dadurch konnten sie den Oberkörper soweit anheben und halten, dass der Kopf nicht mehr untertauchen konnte.
Jetzt galt es, die Beine des Mannes zu befreien und ihn soweit zu drehen, dass er mittels der Fangleine aus dem Schacht gezogen werden konnte. Dies war recht schwierig, gelang aber schließlich durch das hervorragende Zusammenspiel aller Einsatzkräfte. Während die Kameraden die Fangleine mühevoll senkrecht aus dem Schacht zogen (nicht über den Schachtrand) schob der Kamerad im Schacht von unten den Verunglückten mit nach oben.

Außerhalb des Schachtes übernahmen die Kollegen vom Rettungsdienst sofort die Versorgung des Verunglückten. Nach den ersten rettungsdienstlichen Maßnahmen wurde für den weiteren Transport der Rettungshubschrauber Christoph 34 aus Güstrow nachalarmiert.

Auch für uns blieb kaum Zeit zum verschnaufen. Wir räumten unsere Ausrüstung zusammen und begaben uns kurze Zeit später zum Sportplatz im Stülower Weg. Dort sollte der Rettungshubschrauber landen und wir ermöglichten den Zugang zum Gelände und sicherten die Landung ab.
Zunächst musste der Patient aber transportfähig gemacht werden. Die Besatzungen von RTW und NEF kämpften fieberhaft und wurden später durch die Besatzung des Christoph 34 unterstützt. Es gelang leider nicht die Atmung zu stabilisieren, was aber eine Grundvoraussetzung für den Transport im Hubschrauber gewesen wäre. Nach etwa einer Stunde entschloss man sich, den Verunglückten doch mit dem RTW ins Krankenhaus nach Rostock zu bringen. Der Rettungshubschrauber flog ebenfalls dorthin, um für eine eventuelle Weiterverlegung in eine Spezialklinik bereit zu stehen.

Unser Einsatz endete mit der Ungewissheit, ob der Mann diesen Unfall überleben würde. Jeder Beteiligte hatte dabei sein Bestes gegeben.

Einige Monate später hatte sich der Mann von den Folgen des Unfalls erholt und konnte das Krankenhaus verlassen. Unserem Wissen nach, sind auch keine Folgeschäden zurück geblieben.
Kurz nach seiner Rückkehr nach Hause, führte ihn sein Weg zu uns. Er bedankte sich persönlich für seine Rettung und führte mit den beteiligten Kameraden ein intensives Gespräch. Es war für uns alle ein ganz besonderer Augenblick ihn unbeschadet vor uns zu sehen und auch den Dank zu erfahren, den er uns entgegen brachte, denn das ist nicht selbstverständlich. Dies hat uns allen viel Kraft für unsere weitere ehrenamtliche Tätigkeit gegeben und entschädigt für die vielen Tragödien die wir zwangsläufig dabei auch erleben müssen.



Eingesetzte Kräfte

FF Bad Doberan
TLF 16/25 - 01-23-2 - 1:4
ELW I - 01-12-1 - 1:0

Rettungsdienst
RTW - Rotkreuz 01-83-1 - 1:1
NEF - Sama 03-82-1 - 1:1

RTH Christoph 34 - 1:3


Besatzung Fahrzeuge FF Bad Doberan

TLF 16/25 Ma: Heuer, A.
GF: Matzat, A.
AT: Bull, W., Gläser, Chr.
WT: Waligora, H.

ELW I
EL: Scheil, W.


Vielen Dank an Christian Gläser für die Bereitstellung des Materials.








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