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OZ: Der Feuerwehr gehen Leute am Steuer aus

Donnerstag, 19.09.2002 | 00:00  


Der Feuerwehr gehen Leute am Steuer aus Traurige Bilanz: bereits 111 Einsätze

Heute holen Kameraden der Bad Doberaner Wehr einen neuen Rüstwagen. Er ist mit Kran, modernster Schneid- und Spreiztechnik sowie Niederdruckhebekissen ausgerüstet.

Bad Doberan
(OZ) Heute Morgen haben sich Kameraden der Bad Doberaner Feuerwehr auf Fahrt nahe Wittenberge begeben. Von dort holen sie einen neuen Rüstwagen ab. „Der RW 2 mit Kran wird das Schlachtschiff für technische Hilfeleistungen“, freut sich Wehrführer Wolfgang Scheil. Der Rüstwagen werde vor allem bei Verkehrsunfällen, Baumsperren, Gefahrenbeseitigung oder Ausleuchten benötigt und sei mit modernster Schneid- und Spreiztechnik ausgerüstet. Er ist mit einem Niederdruckhebekissen ausgestattet, mit dem große Fahrzeuge gehoben werden können.
Wer sich das neue Feuerwehrauto anschauen möchte, hat am 28. September Gelegenheit dazu, wirbt Scheil schon jetzt. An dem Sonnabend lädt die Doberaner Feuerwehr zwischen 10 und 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür auf ihr Gelände auf dem Thünenhof ein.
Der schwere Verkehrsunfall in der Nacht zu Dienstag war der 111. Einsatz der Doberaner Wehr. Eine traurige Bilanz. Im gesamten vergangenen Jahr wurden die Frauen und Männer um Wolfgang Scheil zu 120 Einsätzen gerufen. Vor allem technische Hilfeleistungen werden ihnen abverlangt, Brandbekämpfung, Unfälle, Keller auspumpen. Zweimal mussten in jüngster Zeit Tiere gerettet werden. 60 aktive Kameraden zählt die Wehr, acht Ehrenmitglieder und etwa 20 Mitglieder in der Jugendwehr. Zehn Frauen sind in Doberans FFw. „Über die 60 aktiven Kameraden kommen wir einfach nicht hinaus“, ist Scheil traurig. „Die jungen Leute, die hier vielleicht noch ihre Ausbildung machen, bekommen in der Region keine Arbeit und gehen in den Westen. Dann sind sie auch für unsere Feuerwehr weg“, begründet er. Und dies ist nicht das einzige Problem.
Am Tage ist es bei Alarmierungen schwer, die Fahrzeuge zu besetzen. Viele Kameraden arbeiten auswärts. „Überhaupt haben wir kaum noch Fahrer für unsere Lkw“, sagt der Wehrführer. Privat kann es sich kaum einer leisten, eine teure Lkw-Fahrprüfung zu bezahlen. Da müssten Kreis und Stadt unterstützen, wünscht er sich. Auf der Wunschliste ganz oben steht auch ein neues Löschfahrzeug LF 16 für den alten W 50, Baujahr 1973. „Der fährt zwar noch dank der Pflege der Maschinisten, doch es gibt keine Ersatzteile mehr, wie wir beim letzten TÜV erfahren mussten.“ Und immer noch fehlt ein Dekontaminationsfahrzeug für Gefahrguteinsätze, das eigentlich der Landkreis vorhalten müsste.
Doch Wolfgang Scheil übt nicht nur Kritik: „Unsere Ausrückzeiten haben sich verkürzt, seit neun Kameraden direkt am Gerätehaus eine Wohnung erhielten. Und auch die neue Umgehungsstraße ist ein großes Plus für das Ausrücken der Wehr. „Wir haben hier auf dem Thünenhof optimale Bedingungen für die Ausbildung. Auf der Wiese können Jugendlager stattfinden. Die Stadt hat uns für die Unterbringung der FFw-Oldtimer die ehemalige Lagerhalle der Kohlzüchtung zur Verfügung gestellt“, lobt Scheil.