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OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz

Samstag, 27.07.2019 | 10:59  


Münster-Kustos Martin Heider und die Feuerwehr Bad Doberan haben den Brandschutz der Zisterzienserkirche überprüft und arbeiten an einem Konzept. Mehr als 120 Ausstattungsstücke, darunter viele wertvolle Schätze, finden sich in dem Gotteshaus. Anlass ist der Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April.

Bad Doberan. Die Bilder der brennenden Notre-Dame in Paris sind noch im Kopf von Martin Heider. Sie sind der Grund, warum der Münster-Kustos und die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan jetzt noch mal genauer auf den Brandschutz am Münster Bad Doberan schauen und Konzepte für den Notfall erarbeiten. Damit die Ehrenamtler im und am Münster orientiert sind, haben 20 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bad Doberan sich das Gotteshaus jüngst genau angeschaut.

Der Brandschutz habe zwar in den vergangenen Jahren immer eine Rolle gespielt: „In den 80er Jahren sind Steigleitungen installiert worden, mit denen Wasser in den Dachbereich gepumpt werden kann“, sagt Martin Heider. „Aber gerade in Hinsicht auf die Bilder von Paris denkt man anders.“

Im April dieses Jahr stand die französische Kathedrale in Flammen. Der überwiegend hölzerne Dachstuhl aus dem 13. Jahrhundert brannte, der Turm stürzte ein. Das Münster in Bad Doberan ist nach dem Grundriss der Notre-Dame gebaut.
Dachboden der hochgotischen Kirche aufgeräumt

So sei in einem ersten Schritt bereits der Dachraum mit ehrenamtlichen Helfern aufgeräumt worden, erzählt Heider. Hier fanden sich noch viele Basteleien von Kindern, die sie zur Glockenweihe 2012 angefertigt hatten. Für die täglichen Führungen waren diese immer noch im Dachgeschoss belassen worden. „Die haben wir jetzt rausgenommen. Die Arbeiten aus Papier und Styropor waren auch schon sehr trocken.“ Weiteres Vorhaben: Bevor es in den kommenden Jahren an die Gewölbesanierung geht, soll dieses gründlich abgesaugt werden, um leicht entzündbares Material wie Sägespäne oder Reste von vorherigen Bauarbeiten gründlich zu entfernen.

Im Dachgeschoss schauen sich auch die Doberaner Feuerwehr­leute um. Sie gehen vom schlimmsten Szenario aus: Einem Dachstuhlbrand. Wo können sich die Feuerwehrleute in dem Fall aufhalten, wo sind die besten Wege, wo kommen die Steigleitungen an, durch die Wasser hochgepumpt wird.
Gewölbe zum Teil nur 14 Zentimeter dick

Auch unten im Münster gucken sich die Ehrenamtler um. Wo sind die Zugänge, welche Türen lassen sich wie öffnen, wie weit nach oben führen die Wendeltreppen? „Im Brandfall sind seitlich des Mittelschiffs die besten Wege“, erläutert Martin Heider. Denn an höchster Stelle sei das Gewölbe nur 14 Zentimeter dick. Stürzt im Katastrophenfall das Dach darauf, könne es auch zum Einsturz des Gewölbes kommen.

Doch nicht nur das Löschen eines Brandes wird besprochen. Martin Heider ist auch ein Konzept wichtig, wie im Brandfall mit den Kunst- und Kulturschätzen im Münster umgegangen wird. „Was muss im Brandfall zuerst rausgeholt werden, wenn es überhaupt geht“, sagt Heider. Was kann überhaupt in der Hektik bewegt und abmontiert werden und was kann man nicht rausholen?
Konzept für Rettung der Kulturgüter

Im Doberaner Münster findet sich die reichste Innenausstattung der Zisterzienserklöster europaweit. Der Hochaltar als ältester Flügel­altar der Kunstgeschichte stammt aus den Jahren um 1300, der Kelchschrank aus den Jahren um 1310. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht daher auch der Hochaltar, gefolgt von der Grabplastik der Königin Margarete von Dänemark.

Auch die Nebenaltäre, die in den Chorgängen stehen, finden sich auf der Liste. „Die sind in fast allen Zisterzienserkirchen verloren gegangen“, sagt Martin Heider. Heilsbronn habe noch Bestände aus dem 15. Jahrhundert, in Bad Doberan sind jedoch die ältesten aus dem 14. Jahrhundert.

Mit dem Rostocker Restaurator Georg von Knorre möchte Martin Heider die Liste mit den mehr als 120 Ausstattungsstücken durchgehen, 34 davon haben oberste Priorität. Der Restaurator soll dann mittels Skizzen und Fotos kenntlich machen, wie diese aus dem Münster geschafft werden können.

Die Feuerwehr begrüßt so ein Dokument. „Die Kulturgutrettung hat in Paris funktioniert, da müssen wir hin“, sagt Wehrführer Olaf Schulz.
Todeszone vor dem Westgiebel

Stopp draußen am Westgiebel. „Die Wendeltreppe im Inneren geht bis ins Dachgeschoss, da kommt man an der Steigleitung vorbei“, erläutert Christian Gläser, Zugführer bei der Doberaner Wehr, den Kameraden. Von außen ist das braune Rohr der Leitung am Münster zu erkennen. Direkt vorm Giebel sei jedoch auch die Todeszone. Das heißt: Kommt es zum Einsturz, stürzt der Giebel auf diese Fläche.

Die Feuerwehrautos werden daher nahe der Ecke positioniert. Zur Übung bauen die Männer und Frauen eine Leitung auf und pumpen einmal Wasser durch die Steigleitung ins Dachgeschoss. Da sitzen Mathias Bathke und Patrick Krumrey, die einen Schlauch an die Steigleitung gekoppelt haben und diesen jetzt aus dem Fenster halten. Wasser marsch. Es funktioniert.

Schlauch und Tragkraftspritze müssen die Brandschützer die schmale Wendeltreppe hinauftragen. „Wir wollen an einer Lösung arbeiten, die Schläuche im Dachstuhl zu lagern, ohne dass sie durch Temperaturschwankungen Schaden nehmen“, sagt Martin Heider.

Eine Steigleitung reicht bis in die Turmspitze, hier kann direkt Wasser reingepumpt werden, ohne dass etwas angeschlossen werden muss.
6000 Liter Wasser in Fahrzeugen der Doberaner Wehr

Erste Erkenntnis bei der Wasser­beschaffung: Der Stülower Bach führt wenig Wasser, müsste angestaut werden. Doch für einen Erstangriff hat die Doberaner Feuerwehr in ihren Fahrzeugen 6000 Liter Wasser. Und sollte es wirklich zum Katastrophenfall kommen und das Münster brennen, werden sofort weitere Wehren alarmiert.

Am Boden testen die Kameraden noch, wie hoch sie das Wasser mit dem Monitor auf dem Fahrzeug, ein festgemachtes Strahlrohr, bekommen. Passt. Der Wasserstrahl erreicht Giebelhöhe.

Mit den Übungen und den Be­gehungen wird ein objektbezogener Einsatzplan für das Münster erstellt, erläutert Christian Gläser. „Den gab es in diesem Umfang noch nicht.“ Die Notwendigkeit dafür sei da. „Das Münster ist ein heraus­ragendes Bauwerk, da müssen wir bestmöglich vorbereitet sein“, sagt er.

Anja Levien

Artikel ist am 26.07.2019 auf Ostsee-Zeitung.de erschienen. Weiteres Bild und Videomaterial finden Sie unter folgendem Link: https://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Bad-Doberan/Uebung-im-Muenster-Doberaner-Feuerwehr-ueberprueft-Brandschutz



Bilder


(c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz 
(c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. Das Ende einer Steigleitung. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz 
(c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. Diese Wendeltreppe müssen die Kameraden hoch. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz (c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz 
(c) Anja Levin, Die Freiwillige Feuerwehr Bad Doberan trainiert am Bad Doberaner Münster. - OZ: Übung im Münster: Doberaner Feuerwehr überprüft Brandschutz