Mangelnde Einsatzbereitschaft, zu wenig Leute, zu wenig Geld, zu wenig Rückhalt bei der
Politik: Führungskräfte der Feuerwehren legte gestern Abend ihre Probleme auf den Tisch.
Bad Doberan – Stell die vor es brennt, und keiner kommt: Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis Rostock diskutierten gestern Abend in Bad Doberan mit Vertretern der SPD-Landtagsfraktion über buchstäblich brennende Probleme: Viele Mitglieder in den Freiwilligen
Feuerwehren auf der einen Seite, aber kaum genügend Leute für einen einsatzfähigen Löschtrupp tagsüber im Brandfall. Ein Problem, das im Ernstfall dramatische Folgen haben könnte – und nur eines von vielen ist, für das die Feuerwehrleute seit vielen Jahren immer lauter Gehör bei der Politik
verlangen. „Eingeladen hat die SPD-Fraktion“, sagte der Abgeordnete Ralf Mucha, selbst Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr, in Rostock Groß Klein. Basis der Diskussion solle ein „Eckpunktepapier“ sein, das gegenwärtig in allen Feuerwehren des Landes diskutiert werde und Lösungen für die Probleme im Brandschutz bringen solle. Das Problem der mangelhaften „Tageseinsatzbereitschaft“ ist in offenbar allen Wehren massiv. Kröpelins Gemeindewehrführer Roland Bull sprach es ebenso an, wie Andreas Wegener, 2. Stellvertretender Kreisbrandmeister und Wehrführer in Kühlungsborn. Und das, obwohl es gültige Beschlüsse wohl fast aller Gemeindevertretungen gibt, nach denen Neueinstellungen in den Verwaltungen an die Bereitschaft gekoppelt werden sollen, Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr zu werden. „Ich habe noch keinen einzigen Kameraden durch Neueinstellungen bei der Verwaltung dazugewonnen“, kritisierte auch Doberans Wehrführer
Olaf Schulz. Landesbrandmeister Heino Kalkschies empörte sich: „Wie kann eine Gemeinde Beschlüsse fassen, sie dann aber nicht umsetzen?“, fragte er – und nannte auch gleich das Hauptproblem in dieser Sache: „Rechtlich darf ein Arbeitsvertrag nicht an die Mitgliedschaft in der
Feuerwehr gekoppelt werden.“ Trotzdem müsse es Lösungen geben. Eine präsentierte Ralf Mucha.
In Rostock habe man bei der Bürgerschaft einen Brandschutzbeirat gegründet. „Dort können wir den
Stadtvertretern die Augen öffnen, was es heißt, die Pflichtaufgabe Brandschutz zu vernachlässigen“,
berichtete er. „Denn verantwortlich für den Brandschutz sind immer noch die Gemeinden.“ Grund genug für die Feuerwehrleute, einen Blick nach Schweden zu richten. Dort werde diese Verantwortung wörtlich genommen und sei gesetzlich festgeschrieben: Im Brandfall rücken zuerst die festangestellten Verwaltungsmitarbeiter aus, und erst nach und nach erhielten sie Verstärkung durch die Feuerwehrleute, die ebenso wie hier selten am Wohnort arbeiteten. Eine solche Radikallösung im Landkreis Rostock – die Vorstellung ließ manchen Feuerwehrmann dann doch nur schmunzeln. Der Kühlungsborner Wehrführer Andreas Wegener nannte andere Möglichkeiten. „Es muss Anreize für die Wirtschaft geben, Feuerwehrleute einzustellen“, forderte er von den Landespolitikern. Bisher seien Feuerwehrmänner ausschließlich vom Wohlwollen ihres Chefs abhängig, wenn sie zur Ausbildung fahren wollten. Andere Probleme wiegen nicht minderschwer: Kaum eine Gemeinde hat keine Schwierigkeiten, ihre Feuerwehr zu finanzieren. Einsatzkleidung,
Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und Sprit kosten. Mucha versprach, all die Probleme
„mitzunehmen“. Wann es Lösungen gibt, blieb offen.
Klaus Walter
Artikel aus der Ostsee-Zeitung vom 7. August 2013
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