PeezAm vergangenen Sonnabend dreht ein Mitarbeiter des Düngemittelherstellers Yara morgens seine Runde auf dem Gelände des firmeneigenen Tanklagers. Bei Tank fünf merkt er sofort, dass etwas nicht stimmt. Der stechende Geruch treibt ihm Tränen in die Augen. Hochgiftiges Ammoniak ist durch ein Leck im riesigen Tank ausgetreten. Die Menschen in den umliegenden Ortschaften sind gefährdet. Der Mann handelt schnell, rennt zur nahe gelegenen Messwarte und löst Alarm aus.
Doch das, was sich haarsträubend anhört, ist nicht wirklich passiert, kein Quentchen Ammoniak ausgetreten. Der Unglücksfall ist nur ein angenommener, ein „Dennoch-Störfall“, wie es in der Fachsprache heißt. „Aufgrund des hohen technologischen Niveaus der Sicherheits- und der Überwachungseinrichtungen der Anlage ist so ein Unfall so gut wie unmöglich“, so der technische Einsatzleiter Olaf Schulz.
Dennoch, sicher ist sicher. Und so führte die Rostocker Berufsfeuerwehr gemeinsam mit Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis Doberan, der Polizei, dem Deutschen Roten Kreuz und Fachleuten der Yara am Sonnabend eine groß angelegte Gefahrenabwehrübung durch.
Auch Wolfgang Scheil und seine Truppe von der freiwilligen Feuerwehr Bad Doberan sind bei der Großübung mit dabei. Scheil ist Zugführer des Gefahrenabwehrzuges Doberan. Doch nicht nur Doberaner, sondern auch freiwillige Feuerwehrleute aus Neubukow, Nienhagen und Sanitz gehören dieser Spezialeinheit an. Bei der Übung müssen sie genauso ran wie die Profis von der Rostocker Berufsfeuerwehr. Die Doberaner sind dabei für die Dekontamination, das heißt die Säuberung der aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zurückkehrenden Truppen, verantwortlich.
Einige der Freiwilligen müssen auch mit nach vorn zur Ammoniakwolke. Hermetisch in Spezialanzüge eingepackt, rücken sie der angenommenen Ammoniakwolke zu Leibe. „Die Schwergaswolke würde allen Sauerstoff im Umfeld verdrängen. Kein Verbrennungsfahrzeug kann sich deshalb der Unglücksstelle nähern“, erklärt Einsatzleiter Schulz. Alles Gerät muss zur Unglücksstelle geschleppt werden. Das sei alles andere als leicht, so Schulz. Zudem reiche die Atemluft nur 20 Minuten. Schwerstarbeit. Neben fast zwei Kilometern Schlauch muss auch die Wasserkanone Skum nach vorn. 20 000 Liter Wasser sollen pro Minute bis zu 120 Meter weit aus der Apparatur schießen. Doch dann plätschert nur ein schlapper Strahl aus dem Rohr. „Das ist der Vorführeffekt“, kommentiert Schulz. Technische Probleme mit den Pumpen beim Tanklager sind Schuld. Doch trotz der Panne sei die Übung ein voller Erfolg gewesen, so Schulz. Alle Mitwirkenden – insgesamt nahmen fast 240 Kräfte teil – hätten planungsgemäß und reibungslos sehr gut miteinander agiert. Wolfgang Scheil kann stolz auf seine Jungs und Mädels sein.
THOMAS MANDT
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